Die viergroßen Einsatzszenarien

Expression-Pedale können auf sehr unterschiedliche Weisen eingesetzt werden. Ich stelle es mir gerne als Erweiterung des Musikinstruments vor. Und wie es sehr unterschiedliche Arten gibt, sein Musikinstrument zu spielen, gibt es auch viele unterschiedliche Arten, ein Expression-Pedal zu nutzen. Ich denke dabei vor allem in den folgenden Kategorien:

  1. „Wiggle“, also permanente Bewegung.
    Viele Leute denken im ersten Moment an einen Ersatz für ein Wahwah-Pedal. Der spezielle Sound entsteht durch die kontinuierliche Bewegung des Pedals. Es macht den Sound lebendig und klingt interessant, auch wenn man nur wenige Töne spielt. Ein Wah ist im Prinzip ein Filter, dessen Frequenz man mit dem Pedal verschiebt. Neben einfachen Filtern, stellen moderne Soundprozessoren auch Formant-Filter oder resonanzfähige Filter zur Verfügung. Man kann aber auch Modulationseffekte wie Flanger oder Phaser per Fuß steuern, statt dem zyklischen Auf-und-Ab, das normalerweise diese Effekte eingebaut haben. Und dann gibt es natürlich den bekannten „Whammy-Pedal“-Effekt.
  2. „Palette“, sich den Sound einstellen
    Das ist mein persönlicher Favorit. Wenn man sich Parameter auf das Pedal legt, die den Grundsound verändern, kann man seinen Sound graduell einstellen und lässt diese Einstellung solange unangetastet, bis man musikalisch zu einem anderen Sound wechseln will. Man erspart sich den üblichen Stepptanz auf den Fußschaltern und das Beste ist: der weiche Übergang klingt immer musikalisch!
    Typische Parameter sind Gain oder die Klangregelung. Da man meistens mehrere Parameter mit der gleichen Bewegung verstellen kann, bietet sich z.B. für einen Metal-Spieler an, von einem mittleren Gain für Rhythmus-Parts zu einem Highgain für Lead-Parts zu blenden und gleichzeitig für die Rhythmus-Parts die Mitten herauszunehmen („scooped sound“) und für Lead-Parts die Mitten zu boosten.
    Wenn man von Clean bis Highgain blenden kann ist man so in einer Jam-Situation flexibel genug, um von einer Note auf die andere zwischen Begleitung und Solo-Einwürfen reagieren zu können.
  3. „Adjust“, kleine Anpassungen
    Im Prinzip der kleine Bruder von #2. Aber manchmal will man ja gar keine substanziellen Veränderungen im Sound. Man will einfach für das Solo ein bisschen lauter werden können oder für die Ballade ein bisschen mehr Reverb. Vielleicht will man einfach nur nach dem Optimum suchen, um die gefundenen Werte später als neuen Sound zu verwenden?
  4. „Throw“, das i-Tüpfelchen!
    Stell dir vor, du spielst ein Solo und könntest auf der letzten Note nochmal eine extra-Schippe Delay raushauen? Oder für einen einzelnen Takt oder auch nur eine einzelne Note einen Harmonizer-Effekt dazu blenden, der den Moment vergoldet? Hier bieten sich Sound-Veränderungen an, die radikal sind und den Namen „Effekt“ verdienen!

Weitere Hinweise zum Betrieb

  • das Fulcrum EXP ist ein analoges passives Expression-Pedal. Das heißt, es arbeitet mit einem Potentiometer pro Achse. Ein Potentiometer hat drei Anschlüsse und deshalb muss man auch TRS-Kabel („Stereo-Klinke“) statt normaler Mono-Klinkenkabel zum Anschluss verwenden. Es kann sein, dass es auch mit einem TS-Kabel (normales Gitarrenkabel) irgendwas an deinem Sound-Prozessor bewirkt. Wahrscheinlich aber nicht so, wie man es sich wünschen würde. Es gibt manche Effektgeräte, die nur TS-Eingänge haben (z.B. Line6 HX Stomp). Hier kann es sein, dass der Wert des Potentiometers genau stimmen muss. Die verbauten Potentiometer im Fulcrum EXP haben 100kOhm. Das wäre im Einzelfall auszuprobieren.
  • Am bequemsten ist der Anschluss über ein Zwillings-TRS-Kabel. Die gibt es leider nicht so häufig. Ich habe gute Erfahrungen mit Kirlin AP-407PR-06 BK gemacht und löte mir längere Kabel gerne selber aus Sommer-Cable Peacock. Natürlich funktionieren auch einfache TRS-Patchkabel super.
  • Leider haben sich die Hersteller nicht auf einen gemeinsamen Standard für die Belegung dieser drei Leitungen geeinigt und so gibt es zwei gebräuchliche Varianten: Poti-Schleifer auf dem Tip oder Poti-Schleifer auf dem Ring. Wenn die Anschluss-Belegungen nicht zueinander passen, äußert sich das je nach Schaltung in dem angeschlossenen Gerät in teilweise sehr seltsamen Übertragungsverhalten oder gar unverhofften Sprüngen. Falls das der Fall ist, findest du auf der Unterseite des Fulcrum EXP für jede der beiden Bewegungsachsen einen kleinen Schalter. Falls sich das Pedal also seltsam verhält, einfach hier mal umschalten. Man kann nichts kaputt machen.
  • Eine ähnliche „Falle“ können auch die Klinkenstecker an sich sein. Wenn man sie aus Versehen nicht ganz reingesteckt hat, können auch die seltsamsten Effekte entstehen. Das gilt auch für ein defektes Kabel. Eine bewährte Methode zur Fehlersuche ist dann, die Kabel für vorne/hinten und links/rechts einfach mal vertauschen. Wenn vorher die seitliche Bewegung seltsame Werte geliefert hat und nach dem Tausch die vorne-hinten-Achse, dann ist was mit dem Kabel nicht in Ordnung.
  • Im Inneren sind keine Teile, die irgendeiner Wartung bedürfen. Die Gelenke sind durch die Materialpaarung dauergeschmiert. Ganz im Gegenteil könnte der verwendete Kunststoff durch bestimmte Schmiermittel sogar leiden. Also bitte nicht aufschrauben und versuchen, den Gelenken in irgendeiner Form zu „helfen“. Melde dich bei einem Defekt bitte einfach bei mir!